Neurologische Rehabilitation

Das menschliche Nervensystem mit seinen Milliarden von Verbindungen ist ein faszinierendes und zugleich ein hochkomplexes System. Jede unserer Tätigkeiten, sei es Denken, Fühlen, Träumen, Sprechen, das Empfinden von Sinneswahrnehmungen, willentliche Bewegungen oder automatische vegetative Abläufe werden durch unsere Nerven gesteuert. Kommt es zu einer Schädigung durch einen Unfall oder eine neurologische Erkrankung können die Symptome deshalb sehr unterschiedlich und in verschiedenen Kombinationen auftreten. Die Rehaklinik Zihlschlacht ist seit ihrer Gründung auf die Behandlung von Neurologischer Rehabilitation spezialisiert und bietet nach einer individuellen Abklärung zahlreiche spezifische Leistungen dazu an.

 

  • Störung der Wachheit und des Bewusstseins: Hirnverletzungen können so ausgeprägt sein, dass es neben Lähmungen und anderen Ausfallerscheinungen des neurologischen Systems auch zu Störungen der Wachheit und des Bewusstseins kommen kann.
    Man spricht von Koma, wenn eine Patientin oder ein Patient sich nicht aus einem Dauerschlaf ähnlichen Zustand erwecken lässt. Beim Wachkoma zeigt die Patientin oder der Patient eine Wachheit mit offenen Augen, jedoch ist keine willentliche Aktivität erkennbar und die Wahrnehmung der Umwelt erscheint stark eingeschränkt.

  • Denken, Konzentration, Gedächtnis: Bei einer Erkrankung oder Verletzung des Gehirns können das Denken, die Konzentration, das Gedächtnis und andere kognitive Funktionen beeinträchtigt sein. Diese Störungen werden nicht immer von der Patientin oder dem Patienten selbst bemerkt. Dies gilt insbesondere auch für umschriebene Aufmerksamkeitsstörungen im Sinne eines Neglects. Kognitive Störungen können grosse Auswirkungen auf die Bewältigung des Alltags und den Beruf haben.

  • Neurologische Sehstörungen: Neurologische Sehstörungen bei einer Schädigung des Gehirns treten recht häufig auf. Besonders häufig sind Sehprobleme nach Schlaganfällen, Schädelhirntrauma und bei Multipler Sklerose.
    Es kann zu Doppelbildern und Gesichtsfeldausfällen kommen, welche den Verlauf der Rehabilitation ungünstig beeinflussen können. Beispielsweise kann das Wiedererlernen des Gehens erschwert sein, wenn eine Patientin oder ein Patient nicht gut sieht.

  • Sprache & Sprechen: Vor allem nach Schlaganfällen kann es zu Beeinträchtigung von Sprachfunktionen (Aphasie: Sprechen, Sprachverständnis, Lesefähigkeit und Schreibfähigkeit) und der Stimmerzeugung (Dysarthrie) kommen. Unter Umständen ist eine Patientin oder ein Patient in dieser Situation dann nicht mehr in der Lage, mit seiner Umgebung zu kommunizieren.

  • Schluckstörungen: Schluckstörungen (Dysphagien) sind vor allem in der Frühphase nach neurologischen Ereignissen wie Schlaganfällen oder Schädelhirntrauma von grosser Bedeutung, wie auch im Verlauf verschiedener fortschreitender neurologischer Erkrankungen wie Parkinson oder Multiple Sklerose. Die grosse Gefahr bei Schluckstörungen ist die Entwicklung von Aspirationspneumonien, also Entzündungen der Lunge, die durch das Eindringen von Flüssigkeiten und Nahrungsmitteln in die Atemwege entstehen.

  • Lähmungen an Armen & Beinen: Lähmungen von Armen und Beinen gehören zu den häufigsten Symptomen durch neurologische Erkrankungen und treten im Fall von Gehirnschädigungen meist als Halbseitenlähmung (Hemiparese) auf, bei Verletzungen des Rückenmarks als Lähmung beider Beine (Paraparese) oder aller Extremitäten (Tetraparese). Lähmungen haben grossen Einfluss auf die Selbständigkeit in den Aktivitäten des täglichen Lebens: Nahrungsaufnahme, Körperpflege, sich Anziehen, Schreiben oder Stehen und Gehen können beeinträchtigt oder unmöglich sein.

  • Spastik: Als Gegenreaktion des Körpers auf eine Lähmung kann sich eine erhöhte Muskelspannung entwickeln, welche so stark ausgeprägt sein kann, dass sie selbst zum überwiegenden gesundheitlichen Problem wird und die Patientin oder der Patient zusätzlich beim Einsatz der Arme und Hände, sowie beim Gehen einschränken.

  • Gefühlsstörungen (Sensibilität) und Schmerzen: Neurologische Erkrankungen können, begleitend oder unabhängig von Lähmungserscheinungen, zu Störungen der Sensibilität führen, zum Beispiel im Sinne einer Gefühlslosigkeit an Teilen des Gesichts, der Arme oder der Beine. Noch unangenehmer und einschränkender können sich Schmerzen auswirken. Die Behandlung von chronischen neurologischen, also neuropathischen Schmerzen kann sich als sehr hartnäckig erweisen.

  • Geh- und Gleichgewichtsstörungen: Einschränkungen der Mobilität können durch Lähmungen, Sensibilitätsstörungen, Koordinationsstörungen, oder auch als Kombination mehrerer Störungen auftreten.

  • Kontinenzprobleme, Sexuelle Dysfunktion: Die Kontrolle von Urin und/oder Stuhlgang kann vor allem bei Schädigung des Rückenmarks, jedoch auch bei Gehirnschädigung, nach längerer Bettlägerigkeit oder nach längerer Versorgung mit einem Urindauerkatheter beeinträchtig sein. Die kann eine grosse Belastung für die Patientin oder den Patienten, das betreuende Pflegepersonen bzw. Angehörige im Alltag darstellen. Die Ursachen sexueller Dysfunktion in Zusammenhang mit neurologischen Erkrankungen können sehr unterschiedlich sein. Auch diese Probleme sollten jedoch offen angesprochen werden, da in den meisten Fällen die Möglichkeit zu einer erfolgreichen Behandlung besteht.

  • Neurologisch bedingte Schlafstörungen: Schlafstörungen können eine ganze Reihe von psychologischen oder körperlichen Ursachen haben. Man unterscheidet die am häufigsten vorkommende Schlaflosigkeit (Insomnie) von einem erhöhten Schlafbedarf und Einschlafneigung (Hypersomnie). Häufig sind auch Störungen des Schlafwachrhythmus. Schlafprobleme können durch neurologische Erkrankungen ausgelöst und verstärkt werden. Im Alltag ist die Behandlung von Schlafproblemen sehr wichtig. Aber auch für das Rehabilitationsergebnis ist es wichtig, Schlafprobleme zu bewältigen, da eine ausgeruhte Patientin oder ein ausgeruhter Patient bessere Ergebnisse erzielt.

 

  • Störung der Wachheit und des Bewusstseins: Die Behandlung erfolgt durch ein multiprofessionelles Team und es kommen motorische und sensorische Stimulationsverfahren zur Anwendung sowie auch medikamentöse Therapien. Ein besonderes auditives Stimulationsverfahren ist die Musiktherapie, da Musikempfindungen sehr tief in unserem Gehirn verwurzelt sind. Die Robotik hingegen stellt ein wichtiges Hilfsmittel bei der Mobilisierung und Vertikalisierung dar.

  • Neurologisch bedingte Schlafstörungen: Neben Medikamenten, welche möglichst nicht längerfristig gegeben werden sollten, stehen Beratungen durch Neuropsychologen und Ärzte zu Schlafgewohnheiten und Entspannungstechniken wie progressive Muskelrelaxation oder Qigong für die Behandlung im Vordergrund.

  • Denken, Konzentration, Gedächtnis: Unsere Neuropsychologen prüfen die einzelnen Gehirnfunktionen und leiten die spezifischen Behandlungen ein. In der Berufstherapie werden die spezifischen Anforderungen und Schwierigkeiten am Arbeitsplatz analysiert und gezielt geübt. Durch gezielte intensive Therapien und das Erlernen von Strategien können Hirnleistungen in den meisten Fällen relevant verbessert werden.

  • Neurologische Sehstörungen: Die Rehaklinik Zihlschlacht hat sich auf die Rehabilitation von neurologischen Sehstörungen mit einer eigenen Orthoptik-Einheit spezialisiert und dazu eigene Therapiekonzepte entwickelt. Der international bekannte Spezialist für Neuroophthalmologie, Herr Prof. René Müri von der Universitätsklinik für Neurologie des Inselspitals Bern, berät uns als Konsiliararzt. Für ophthalmologische Sehprobleme, welche nicht direkt im Zusammenhang mit einem neurologischen Leiden stehen, besteht eine Zusammenarbeit mit dem Augenzentrum Wil (Dr. med. Juliane Döpfner). Diese Therapien können im ambulanten oder im stationären Bereich durchgeführt werden.

  • Sprache & Sprechen: Die Behandlung dieser sogenannten Aphasien (Störungen der Sprache) und Dysarthrie (Störungen des Sprechens) werden im Rahmen einer intensiven Logopädie durchgeführt. Obwohl diese Art von Problemen manchmal schwierig und langwierig zu behandeln sind, kann in den allermeisten Fällen eine Verbesserung und eine für den Alltag genügende Kommunikation erreicht werden. Dieses Ziel kann unter engem Einbezug von Angehörigen erreicht werden, in einigen Fällen können auch Hilfsmittel wie Sprachcomputer sinnvoll sein.

  • Schluckstörungen: Um die Ernährung weiter zu gewährleisten, kommen vorübergehend Nahrungssonden wie Nasogastral- oder PEG-Sonden zur Anwendung. Einige Patientinnen und Patienten in der Rehabilitation werden noch auf der Intensivstation mit einer Trachealkanüle versorgt um die Atmung aufrecht zu erhalten und die Luftwege durch Absaugen sauber halten zu können. Spezialisierte Logopäden, Pflegefachleute, Ärzte und die Ernährungsberatung arbeiten gemeinsam daran, die Patientinnen und Patienten stufenweise von Sonden und Trachealkanülen zu entwöhnen. So wird eine normale Atmung und Nahrungsaufnahme wieder möglich.

  • Lähmungen an Armen & Beinen: Grundsätzlich gilt: je früher und intensiver die Therapien nach einem Ereignis einsetzen, desto besser die Prognose. Aus diesem Grund arbeitet die Physiotherapie und Ergotherapie in der Rehaklinik Zihlschlacht neben konventionellen Therapien auch mit dem Einsatz intelligenter Therapiergeräte, der sogenannten Robotik. Mit diesen Geräten können Patientinnen und Patienten früher nach einem Ereignis aus dem Spitalbett mobilisiert werden und die Intensität der Therapien bis zu einem Faktor 10 erhöht werden. Die Rehaklinik Zihlschlacht ist Pionier in der klinischen Anwendung von Therapierobotik und hat eines der grössten Robotik-Zentren in Europa etabliert.

  • Spastik: Eine Verbesserung der Spastik kann häufig nur durch die Zusammenarbeit eines spezialisierten Spastik-Teams erreicht werden. Das Team besteht aus Ärzten und Fachpersonen aus Physiotherapie, Ergotherapie und physikalischer Medizin. Die Rehaklinik Zihlschlacht darf zusätzlich auf die Beratung des erfahrenen Konsiliararztes der Neuroorthopädie, Herr Dr. med. F. Gebhard zählen.
    Eine sehr bewährte Behandlungsmethode bei einer umschriebenen Spastik ist jene durch Injektionen mit Botulinumtoxin, welche in der Rehaklinik Zihlschlacht durch ein spezialisiertes Team durchgeführt wird.

  • Gefühlsstörungen (Sensibilität) und Schmerzen: Die Gabe von Medikamenten bei neuropathischen Schmerzen ist in einer solchen Situation meistens nur ein Teil einer multidisziplinären Behandlung durch spezialisierte Physiotherapie, Physikalischer Medizin, Psychologie, Traditionell Chinesische Medizin (TCM), spezialisierten Ärzten (Neurologen, Psychiater) und Entspannungstechniken wie Qigong.

  • Blasen- und Darmprobleme, Kontinenzprobleme, sexuelle Dysfunktion: Durch ein gezieltes Blasentraining oder Stuhlgangtraining kann eine andauernde Inkontinenz, also der Verlust von Urin oder Stuhl in den meisten Fällen vermieden werden. Neben der spezialisierten Pflege, kümmert sich eine hierfür ausgebildete Urotherapeutin um diese Problemstellungen. Konsiliarisch wird das Neuro-Urologieteam durch Frau Dr. med. Julia Johannsen, Oberärztin der Urologie des Kantonsspital Münsterlingen, unterstützt. Sie bietet regelmässige Sprechstunden in der Rehaklinik Zihlschlacht an.

  • Geh- und Gleichgewichtsstörungen: In Ergänzung zur konventionellen Physiotherapie kann der gezielte Einsatz von Robotik zur Wiedererlangung der Mobilität einen wichtigen Beitrag leisten. Ergänzend können auch Therapien wie das Bewegungsbad oder die Reittherapie eingesetzt werden.

Dank einer interdisziplinären Betreuung durch erfahrene Fachärzte, Pflegekräfte, Psychologen sowie Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Ernährungstherapeuten bieten wir Ihnen eine auf Sie zugeschnittene ganzheitliche Therapie an. 

Es können eine Vielzahl unterschiedlicher Therapien angeboten werden, wobei der Schwerpunkt auf Therapien liegt, deren Wirksamkeit wissenschaftlich erwiesen ist (evidenzbasierte Therapien). 

Innovative Therapieverfahren werden eingesetzt sobald sie einen Vorteil gegenüber konventionellen Therapien versprechen, etwa auf den Gebieten Robotik, computer-unterstützter Rehabilitation oder Neuromodulation, wie z. B. die transkranielle Magnetstimulation (TMS). Sie ist ein modernes Therapieverfahren, bei welchem mittels eines Magnetfeldes das Gehirn stimuliert wird. TMS erlaubt es, dass nach einer Hirnverletzung wie einem Hirnschlag, entstandene Ungleichgewicht zwischen geschädigter und intakter Hirnhälfte zu reduzieren. Dadurch kann die sogenannte Neuroplastizität, die wichtig für die Erholung der neurologischen Defizite ist, verbessert werden.

TMS ist eine nicht-invasive Zusatztherapie zu den üblichen therapeutischen Massnahmen. Die Behandlung ist schmerzfrei, die Stimulation dauert knapp eine Minute. Sie wird vier Mal pro Tag, an zwei aufeinander folgenden Tagen durchgeführt.

In Zihlschlacht wird sie bei Patientinnen und Patienten mit einem sogenannten Neglect, einer Störung der räumlichen Aufmerksamkeit, eingesetzt.

In der Rehaklinik Zihlschlacht werden die wichtigen diagnostischen Verfahren des neurologischen Fachgebiets wie neurophysiologische Untersuchungen (Elektroenzephalografie, evozierte Potentiale, Elektroneurographie, Elektromyographie) Ultraschallverfahren ( Doppler-und Duplexsonographie) und Röntgen angeboten. 

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Diagnostik von Schluckstörungen durch fiberendoskopische Schluckuntersuchungen (FEES) die durch unsere Logopäden, speziell geschulten Ärzte und in Zusammenarbeit mit unseren Konsiliararzt, Herr Dr. med. P. Diesener erfolgt.

   

Neurologische Frührehabilitation

Nach einer Behandlung im Akutkrankenhaus ermöglicht die neurologische Frührehabilitation unseren Patientinnen und Patienten ein frühzeitiges Training ihrer Alltagsfähigkeiten, auch wenn weiterhin eine intensive medizinische Überwachung und Behandlung erforderlich sind. Unsere Erfahrung und Expertise in der neurologischen Frührehabilitation sind umfangreich. Die Station Bodan ist speziell für schwer betroffene Patienten konzipiert und bietet die Möglichkeit zur Entwöhnung von Beatmung. Sie befindet sich im Herz-Neuro-Zentrum Bodensee auf dem Campus des Kantonsspital Münsterlingen und arbeitet eng mit den benachbarten Akutkrankenhäusern zusammen.